Posted on: Mai 26, 2020 Posted by: Jörg Gerl Comments: 0

Stand: 02.05.2020

Hier haben wir eine Wärmebrücke, die bei einer vorgegebenen Geometrie einen genau definierten Wärmebrückenbeiwert Ψ aufweist.

Für den ungestörten Bereich (den Bereich, der keine Beeinflussung des Wärmestroms durch angrenzende Bauteile aufweist) gilt:

– U1: U-Wert, der in der Wärmebedarfsberechnung als U-Wert der Außenwand angesetzt ist (in diesem Beispiel: 0,1331 W/m²K)
– U2: U-Wert, der in der Wärmebedarfsberechnung als U-Wert des Fensters angesetzt ist (in diesem Beispiel: 1,1005 W/m²K)

Diese Geometrie setzt voraus, dass in der Wärmebedarfsberechnung der ungestörte U-Wert, der für die Fensterfläche angesetzt ist, bis zur Oberkante des Maueranschlags reicht.

Wird nun aber in der Wärmebedarfsberechnung der Maueranschlag mit zur Wandfläche gerechnet, wird die Höhe des Fensters in diesem Beispiel rechnerisch 6,5 cm kleiner und die Gesamtfläche des Fensters mit dem im Vergleich zur Wand wesentlich schlechteren U-Wert in der Wärmebedarfsberechnung schrumpft entsprechend.

Dadurch sinkt der rechnerische Energiebedarf des gesamten Gebäudes. Würde man die in der Wärmebrückenberechnung angesetzten Bezugslängen der U-Werte nicht anpassen, entstünde hier ein Fehler.

Ein Beispiel:

Vermaßung und Bezugslängen der U-Werte stimmen überein. Eine Anpassung der Bezugslängen der U-Werte ist nicht nötig.

Vermaßung und Bezugslängen der U-Werte stimmen nicht überein. Sie differieren um die Abmessung des Maueranschlags (6,5 cm).
Dadurch ergibt sich in der Wärmebedarfsberechnung ein falsches Ergebnis. Die Bezugslängen der U-Werte müssen angepasst werden.

Durch Anpassung der Bezugslängen der U-Werte (hier +6,5 cm bei U1 und -6,5 cm bei U2) wird ein falsches Ergebnis der Wärmebedarfsberechnung vermieden.
Vermaßung und Bezugslänge der U-Werte stimmen wieder überein.

Betrachten wir die Sache einmal rechnerisch durch Einsetzen der Werte in die Formel

ψ = L2D – (Σ Ui*lI*Fxi)

oder hier konkret:

ψ = L2D – (U1*l1*Fx1+ U2*l2*Fx2)

Fall 1: Wir haben im vorliegenden Beispiel die folgenden Größen:

L2D = 0,6486
U1 = 0,1331 W/m²K
l1 = 1,165 m
Fx1 = 1
U2 = 1,1005 W/m²K
l2 = 0,500 m
Fx2 = 1

Daraus ergibt sich Ψ = -0,0567 W/mK

Fall 2: Wenn wir nun die Bezugslängen der U-Werte um die Höhe des Fensteranschlags (6,5 CM) ändern, sieht es so aus:

L2D = 0,6486
U1 = 0,1331 W/m²K
l1 = 1,165 m + 0,065 m = 1,230 m
Fx1 = 1
U2 = 1,1005 W/m²K
l2 = 0,500 m – 0,065 m = 0,435 m
Fx2 = 1

Daraus ergibt sich Ψ = 0,0062 W/mK

Dieser Wert ist schlechter als der nicht geänderte Ψ-Wert und trägt damit der Tatsache Rechnung, daß eine im Vergleich zum Ausgangsfall kleinere Fensterfläche weniger Energieverluste verursacht.

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